Rückwärts ist sicherer – alles über Reboarder
Warum macht ein Reboarder Sinn?
Frontalzusammenstöße sind die häufigste Unfallart auf der Straße.* Unfallforscher sind beinahe durchgehend der Meinung, dass es besser und sicherer ist, Kinder bis mindestens Ende des dritten Lebensjahres, besser sogar bis zum 4. Geburtstag, rückwärts im Auto fahren zu lassen. Während die Wahrscheinlichkeit für einen schweren oder tödlichen Unfall beim Heckaufprall nur bei 4% liegt, sind es beim Frontalcrash beinahe 60%.** Dies vor allem, weil bei Babys und Kleinkindern der Kopf im Verhältnis zum Körper deutlich schwerer ist, als bei Erwachsenen. So wiegt zum Beispiel bei einem Baby der Kopf fast ein Viertel des Körpergewichts, beim Erwachsenen sind es nur noch rund 6 Prozent. Dazu kommt auch noch eine schwach entwickelte Kopf-/Nackenmuskulatur hinzu.
In Folge erfährt der Kopf eines Babys oder Kleinkindes bei einem Frontalcrash in einem vorwärtsgerichteten Sitz erhebliche Beschleunigungswerte, die auch nicht durch die Muskulatur abgefangen werden können. Dadurch kann es zu schwersten Verletzungen im Hals- und Nackenbereich kommen, wie das folgende Video eindrucksvoll zeigt:
Es macht also durchaus Sinn, einen Reboarder zu installieren, der die auftretenden Kräfte auf den Sitz gleichmäßig verteilt und den Kopf des Kindes stützt.
Der schwedische PLUS Test
In Schweden fahren Kinder schon seit vielen Jahren in rückwärtsgerichteten Sitzen. Der dortige Kindersitztest, der so genannte PLUS-Test, ist ein Test, der besonderen Wert auf die Belastungen von Kopf und Nacken legt. Hier hat sich gezeigt, dass ausschließlich rückwärts gerichtete Sitze diesen Test bestehen, weil ein vorwärtsgerichteter Sitz zu hohe Belastungswerte im Kopf- und Nackenbereich aufweist.
Erhöhte Gefahr beim Heckaufprall?
Natürlich könnte man jetzt argumentieren, dass durch einen Reboarder die Gefahr eines schweren oder tödlichen Unfalls beim Heckaufprall erhöht wird. Aber dies muss man doch differenzierter betrachten: Zunächst einmal gibt es, wie oben ausgeführt, viel weniger Heckunfälle, als Frontalunfälle. Dazu kommt, dass bei einem Heckunfall in der Regel ein Fahrzeug auf ein stehendes (oder im besten Fall sogar fahrendes) Fahrzeug auftrifft. In der Regel rollt das stehende Fahrzeug dann noch nach vorne (Aufprallenergie wird abgeleitet), bzw. bei zwei fahrenden Fahrzeugen kann man die Geschwindigkeit des langsameren Fahrzeuges vom schnelleren subtrahieren.
Während also gerade Auffahrunfälle mit relativ niedriger Geschwindigkeit auftreten (nur selten rast ein Auto ungebremst in ein anderes) treten bei Frontalunfällen häufig auch höhere Geschwindigkeiten auf. Prallen zwei Fahrzeuge direkt frontal aufeinander, addieren sich die Geschwindigkeiten und auch bei „schrägem“ Aufprallwinkel (der typische Vorfahrt-Unfall) erhöht sich die Aufprallenergie deutlich.
Warum schneiden Reboarder im Test nicht so gut ab?
Liest man sich gängige Tests von ADAC oder Stiftung Warentest durch, so haben Reboarder oft ein nicht so gutes Ergebnis. Sind diese Sitze deshalb schlecht? Die Antwort ist ein klares NEIN, denn die Tests spiegeln immer nur das schlechteste Ergebnis wieder.
Schlechtester ECE-Klassen Test wird gewertet
Deckt ein Reboarder zum Beispiel mehrere ECE Klassen ab, so wird nur das schlechteste Testergebnis gewertet. Häufig sind dies Sitze, die nach der rückwärts gerichteten Nutzung auch noch ein paar Jahre vorwärts weiter verwendet werden können. Hier zählt dann nur das Ergebnis des vorwärts gerichteten Reboarders. Das Testergebnis desselben Sitzes, allerdings rückwärts gerichtet, wird schlichtweg nicht beachtet.
Dazu schreibt der ADAC im Jahr 2015:
„Für die Bewertung der Ergebnisse wurde das jeweils schlechteste Ergebnis herangezogen, dass in einer einzelnen Gewichtsklasse bzw. Einbauart erzielt worden war. Denn sofern ein Sitz für mehrere Gewichtsklassen bzw. Einbauarten ausgelegt ist, muss er dem größer werdenden Kind während der gesamten Gebrauchszeit maximale Sicherheit bieten.“ ***
Schwierige Handhabung
Des Weiteren bewerten die Tester natürlich auch die Bedienung/Handhabung. Da der Einbau von Reboardern naturgemäß aufwändiger und komplizierter ist (Stichwort Stützfuß und Zusatzgurte), besteht eine erhöhte Gefahr, den Sitz falsch zu installieren. Dies fließt natürlich in die Bewertung mit ein. Sie sollten aber unbedingt bedenken, dass sie in der Regel so einen Sitz nur sehr selten montieren. Lassen Sie sich einfach Zeit und halten Sie sich an die Anleitung, dann ist das auch kein Problem. Im Übrigen finden Sie auch viele Videos über den Einbau im Internet (zum Beispiel auf Youtube).
Standardisierte Seitencrash-Tests
Letzlich schneiden die Sitze häufig auch im Seitencrash schlecht ab. Dies ist allerdings lediglich dem standardisierten Testaufbau geschuldet. So wird der Crash immer mit einem Aufprall auf die B-Säule simuliert. Leider für einen Reboarder der ungünstigste Fall eines Seitencrashes, denn in genau dieser Konstellation wirken deutlich höhere Kräfte, als bei einem vorwärtsgerichteten Kinderautositz. Im wirklichen Leben treten die Seitencrashs natürlich an jeder Stelle des Fahrzeugs in etwa gleich häufig auf.
Fazit
Wir von Beste-Kindersitze.de empfehlen ganz klar einen Reboarder, der bis zum dritten Geburtstag rückwärts gerichtet benutzt werden sollte. Ingesamt überwiegt in jedem Fall die Sicherheit gegenüber dem etwas schwierigeren Einbau.
Als Empfehlung können wir Ihnen den Cybex Sirona Plus und den Cybex Sirona M i-Size (Affiliate Link) ans Herz legen. Mit diesem Sitz dürfen Sie Ihr Kind bis 18 kg rückwärts gerichtet mitfahren lassen. Der Sitz hat trotz der erschwerten Tests (siehe oben) trotzdem im ADAC-Test 2013 ein „gut“ in Punkto Sicherheit erhalten. Wir sind uns sicher, dass dieser Reboader von Cybex im rückwärtsgerichteten Betrieb ein „sehr gut“ verdient. Im Seitencrash werden gemäß ADAC übrigens auch geringe Belastungswerte erzielt, was ein „gut“ zur Folge hat. Insgesamt kommt der Cybex Sirona Rear übrigens zu einem glatten „gut“ in allen Disziplinen.
Bewertung
Kurzfassung
Ein sehr sicherer Sitz, der den neuesten Erkenntnissen in Punkto Fahrtrichtung (also rückwärts gerichtet) entspricht.
(Quellennachweise: *Casimir: „European Figures and In-Depth Study“; Alan Kirk; Loughborough University, UK; Conference: Protection of children in cars, München, 2011 und http://www.insassenschutz.50webs.com/2_1_unfallforschung.html; ** http://www.reboard-kindersitz.info/Reboard_Flyer_online_v03_DE.pdf; *** Quelle: https://presse.adac.de/meldungen/tests/files/methodikkisitest2015.pdf)
Wir danken der Cybex GmbH für die freundliche Zurverfügungstellung des Produktfotos.
Keine Kommentare vorhanden